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«Was Worte anrichten können»

Kennt ihr einen «berufstätigen Vater»? Oder eine «Familienmutter»? Nicht? Das liegt weniger an unserer Sprache als an unserer Denkweise.

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«Was Worte anrichten können»

Kennt ihr einen «berufstätigen Vater»? Oder eine «Familienmutter»? Nicht? Das liegt weniger an unserer Sprache als an unserer Denkweise.

Letzte Woche machte ein «Protest-Video» der Schauspielerin und Neurowissenschaftlerin Mayim Bialik (die wunderbare Amy aus «The Big Bang Theory») die Runde, in dem sie sich darüber nervte, dass Frauen oft als «Mädchen» bezeichnet werden.

Das Argument, es seien ja nur Worte, lässt sie nicht gelten. Worte richten vieles an. Worte haben schon Kriege ausgelöst, Worte können verletzen, sowie sie dir den Tag retten können. Worte sind wichtig und deshalb sollten wir sie auch korrekt nutzen. Frauen sind keine Mädchen. Denn «Mädchen» suggeriert, dass sie noch nicht ganz erwachsen sind. Dass man ihnen noch alles beibringen muss. Dass sie Männern unterlegen sind.

Dies gilt übrigens genauso für den Begriff «Jungs», wenn man eigentlich von Männern spricht. Ein Junge hat einen Flaum, keinen Bart. Er weiss nicht, wie man die Waschmaschine bedient. Er kann nicht kochen, geschweige denn ein Baby wickeln. Von arbeiten ganz zu schweigen. So, wie Männer eben in vielen Werbungen dargestellt werden, gerade wenn es um Haushaltsartikel geht.

Worte sind wichtig. Und Worte sagen viel über unsere Gesellschaft aus. Über die «Rabenmutter» wurde schon viel geschrieben. Diese gibt es nur im deutschen Sprachraum. Einen Rabenvater gibt es indes nicht. Auch keine «Familienmutter», schliesslich geht man davon aus, dass sich eine Mutter um ihre Familie kümmert. Bei einem Vater muss man offenbar speziell erwähnen, dass er überhaupt erst dank seiner Familie so genannt werden darf. Genauso verhält es sich mit der «berufstätigen Mutter» oder «Familienmanager», wie Pinkstinks letzte Woche pointiert schrieb: «Selbstverständlich haben Väter Berufe, darüber muss überhaupt nicht diskutiert werden. In unserer Wahrnehmung kommt das als Pleonasmus daher – wie runde Kugel oder tote Leiche. Die Erwähnung ist überflüssig. Der Familienmanager ist hingegen ein Ding der Unmöglichkeit. Väter sind „richtige“ Manager und machen qua Geschlecht nicht in Care-Tätigkeiten. Der Versuch, die unentgeltliche Care-Arbeit von Frauen mit dem Begriff Familienmanagerin (also mit dem Hinweis darauf, dass das eine ziemlich verantwortungsvolle und umfassende Tätigkeit ist) aufzuwerten, verfängt bei Männern überhaupt nicht und würde im Gegenteil eine Abwertung darstellen. Im gleichen Raum gesteht man der Familienmanagerin gönnerhaft zu, auch so etwas wie Karriere gemacht zu haben, während der Familienmanager seine Karriere verkackt hat.»

Worte sind wichtig. Sie machen aus einer «berufstätigen Mutter» schnell mal eine «Rabenmutter», aus einem «Familienmanager» einen Versager. Oder in Bialiks Worten: «Sprache kreiert Erwartungen». Lasst uns diese mit Worten verändern. Und mit Taten.


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Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen.




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