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«An die Herren Bundesräte»

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«An die Herren Bundesräte»

Bitte sagt mir, dass es ein Versehen ist. Dass ihr nicht ernsthaft eine Milliarde für eine Sportveranstaltung ausgeben möchtet, von der man weiss, dass sie a) den jeweiligen Ländern wirtschaftlich mehr schadet als hilft und b) vor Korruption nur so trieft... Bitte sagt mir, dass euch Schweizer Familien, unsere Kinder, Väter und Mütter nicht vollkommen am A... vorbei gehen. Dass ihr es nicht wichtiger findet, euer Image weltweit mit Skiern und Schlittschuhen statt mit wickelnden Vätern aufzumotzen. Und dass ihr nicht findet, man könne eine Milliarde für eine einmalige, nicht mal einen Monat dauernde Sportveranstaltung ausgeben, aber keine Finanzierung für die 420 Millionen Franken im Jahr finden, die ein Vaterschaftsurlaub von 20 Tagen kosten würde?

Denn was ich in den Medien lese, macht mich einfach nur stinkesauer und ich schäme mich für euch. Um fair zu sein: Bundesrat Berset und die Bundesrätinnen Sommaruga und Leuthard wollten zumindest einen Gegenvorschlag zum Initiativtext bringen. Doch die Mehrheit der Regierung befindet einen Vaterschaftsurlaub für unnötig und will lieber weiterhin mit Betreuungsplätzen Familien entlasten.

Deshalb, Johann, Ueli, Didier und Guy, lasst euch gesagt sein, dass

  1. es nicht nur darum geht, Mami zu entlasten. Papa ist kein Babysitter!
  2. es nichts als normal wäre, den Vätern die Möglichkeit zu geben, ebenfalls von Anfang an für Baby UND Mutter da zu sein.
  3. es schlicht und ergreifend keinen Grund gibt, wieso Väter weniger mit dem Baby zu tun haben sollten als die Mütter, Biologie hin oder her.
  4. es auch für euch keinen Sinn machen kann, dass sich eine Mutter nach einer Geburt, müde, ausgelaugt (übrigens auch von 9 Monaten Schwangerschaft und ev. Komplikationen) alleine um das Baby kümmern soll, weil sich viele Väter keine Ferien oder unbezahlte Zeit leisten können.

Deshalb, liebe Bundesväter, heute ein grosses WTF?!? Schlimm genug, dass in der Schweiz Frauen bis in die 80er-Jahre wie Haustiere gehalten wurden, jetzt sollen auch noch rückwärtsgewandte, alte Männer darüber entscheiden, ob moderne, junge Väter wie Handlanger behandelt werden, die ab und zu die Kids «hüten» dürfen? Und die Hoheit darüber haben, dass Mütter immer noch in der Praxis und in den Köpfen für die Kinder «zuständig» sind?

Ich beäuge die direkte Demokratie in diesem Land seit Jahren und stehe ihr oft kritisch gegenüber. Diesmal nicht. Wir können uns zu dieser Misere äussern und für den Vaterschaftsurlaub abstimmen. Wann das genau sein wird, weiss man heute noch nicht, aber ihr werdet es mit Sicherheit hier lesen. Denn verdammt nochmal, es ist 2017!! So, genug geflucht jetzt. Weitermachen.


Lesen Sie Väterporträts rund um das Thema Vaterschaftsurlaub: Die Vaterschaftsurlaubsinitiative will allen Vätern nach der Geburt ihrer Kinder 20 Tage bezahlten Urlaub ermöglichen. Wie aber erleben Väter heute diese Zeit? «wir eltern» hat die Unterschriftensammlung für die Initiative zum Anlass genommen, das Erfahrungsspektrum von Vätern mit unterschiedlich langem Urlaub zu beleuchten. Die verschiedenen Porträts finden Sie in unserem Dossier.

Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen.




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