Die Wehen begannen tagsüber, an einem Sonntag. Wir brachten unsere damals 20 Monate alte Tochter zu ihrer Gotte und waren um 19:35 Uhr im Spital Liestal. Es ging ruckzuck, 75 Minuten später war das Baby da. Da meine Frau im Spital gut versorgt war, ging ich am nächsten Tag wieder arbeiten, besuchte Frau und Kind jeweils abends und blieb bis zum Ende der Besuchszeit. Da ich pro Jahr nur vier Wochen Ferien habe, wollte ich den mir zustehenden Vaterschafts-Ferientag für den Tag aufsparen, an dem ich die beiden vom Spital heimholen konnte.
Auf der Personalabteilung gab es aber Diskussionen: Weil mein Töchterchen an einem Sonntag zur Welt gekommen sei, hätte ich keinen Vaterschaftstag zugute. Zum Glück konnte ich diese Fehlannahme widerlegen. Während der Arbeitszeit nach der Geburt war ich natürlich nicht sehr konzentriert. Ich dachte oft an meine Lieben. Aber man muss fokussiert bleiben. Meine Frau und ich telefonierten und schrieben uns Nachrichten.
Drei Tage nach der Geburt holte ich die beiden ab. Auch unsere Erstgeborene kam von ihrem Gotti zurück. Sie war knapp zwei Jahre lang Einzelkind, jetzt konnte man sie ja nicht einfach links liegen lassen – sie brauchte nun erst recht Aufmerksamkeit!
Meine Eltern wohnen im Welschland und sind über 80 Jahre alt, die Mutter meiner Frau lebt in Tschechien. Uns stehen also weit und breit keine unterstützenden Grosseltern zur Verfügung. Wenigstens wohnt die Gotte unserer älteren Tochter im gleichen Dorf. Trotzdem – so ein Neugeborenes ist eine komplette Lebensumstellung. Da ist so vieles zu erledigen: einkaufen, kochen, Wäsche waschen – wie soll das eine übermüdete Mutter allein bewältigen können mit zwei kleinen Kindern? Sorry, den Vätern nur einen einzigen freien Tag nach der Geburt ihres Babys zuzugestehen, ist doch einfach absurd!
Also entschied ich mich, zwei Wochen von meinem regulären Jahresurlaub einzuziehen. Damit war dann die Hälfte meiner Jahres-Ferienzeit weg.