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«Arbeitgeber: Seid nicht familienfreundlich!»

Denn schon in der Formulierung wird klar, worum es geht. «Wir sind 'freundlich' zu Familien.» Doch Freundlichkeit reicht nicht, es sollte eine Selbstverständlichkeit sein!

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«Arbeitgeber: Seid nicht familienfreundlich!»

Denn schon in der Formulierung wird klar, worum es geht. «Wir sind 'freundlich' zu Familien.» Doch Freundlichkeit reicht nicht, es sollte eine Selbstverständlichkeit sein!

Als es vor 2004 noch keinen Mutterschaftsurlaub gab, ging das so: Du wurdest schwanger, hast gekündigt und hast dir nach einer selbst gewählten Babypause wieder einen Job gesucht. Aber meist nicht, da es schlicht unmöglich war, einen Krippenplatz zu finden, geschweige denn einen neuen Job.

Vieles hat sich verändert, ja gebessert. Mutterschaftsurlaub (ein paar Wochen), mehr Krippenplätze (wenn auch teure), mehr Tagesstrukturen an den Schulen (aber immer noch viel zu wenig), Väter, die mehr Präsenz zeigen (dochdoch). Ich will also nicht sagen, es ist alles noch beim Alten, auf keinen Fall.

Doch wenn ich von Unternehmen höre, sie wollten ab sofort «familienfreundlich» sein, werde ich jedes Mal enttäuscht. Denn zu oft höre ich Geschichten von Müttern, die nach dem Mutterschaftsurlaub degradiert wurden, unerfüllbare Pensen erreichen sollten oder denen gar gekündigt wurde. Schliesslich könne eine Mutter einfach nicht mehr denselben Einsatz bringen und sei aus diesem Grund keine gute Arbeitskraft.

Familienfreundlichkeit wird zur Floskel, denn sie besagt eben genau das: Man will nett sein. Und ein bisschen Eingeständnisse machen. Hie und da. Aber bitte nicht wirklich etwas an den Strukturen ändern. Doch so funktioniert es eben nicht. Solange unsere Arbeitswelt an einer veralteten Präsenz-Zeit festhält, Job-Sharing als Handicap und Mütter als zu müde zum arbeiten abgestempelt werden, bleibt es eben bei der Freundlichkeit. Was mir vorschwebt FamilienSELBSTVERSTÄNDLICHKEIT!

Denn Familienväter und – mütter sind keine Minderheit. Diese Arbeitskräfte bilden die Mehrheit und ihre Familien sind nunmal ein Teil ihrer Person. «Familie ist Privatsache» gilt eben nur solange es einem Land verdammt gut geht und ein Alleinverdiener reicht! Sobald die Wirtschaft kränkelt oder sich Unternehmen Arbeitskräfte aus dem Ausland holen müssen, ist sie das eben nicht mehr. Familien sind eine gesellschaftliche Norm und Arbeitskräfte können nicht einfach ignoriert werden, bloss weil sie jetzt Kinder haben. Doch gerade gut ausgebildete Mütter bleiben immer öfter lieber zu Hause, weil es ihnen zu schwer gemacht wird, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.

Mir ist klar, dass nicht jedes Unternehmen nur Teilzeitstellen für berufstätige Mütter anbieten kann, die gerne auch von zu Hause arbeiten dürfen. Als wir unser Unternehmen gegründet haben, wussten wir, dass wir irgendwann auch Vollzeitler brauchen würden. Als nächstes kommen deshalb die Fast-Rentner dran, welche niemand mehr haben will. Oder haben Sie schon mal von «Über-50-jährigen-freundlichen» Unternehmen gehört? Ich auch nicht.

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Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen.




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