Schmollköpfe, egal welchen Alters, haben eines gemeinsam: Sie verstummen. Auf die Frage «Was ist los?» kommt vielleicht noch ein kurzes «Nichts» – dann hört das Gespräch auf. Das macht den Umgang mit ihnen so schwierig. Dabei schwirrt es im Kopf eines Schmollers nur so von Gedanken: Müsstest du doch eigentlich wissen, dass ich lieber mit dir alleine ins Kino gegangen wäre als mit deinem Kollegen und seiner furchtbaren Partnerin. Aber du hast mich irgendwie überredet, mitzukommen, und nun sitze ich in diesem Kino und finde alles blöd.
Doch was bezwecken beleidigte Leberwürste mit dieser Reaktion? Bei Kindern sagen Psychologen: Schmollen ist Ausdruck von Frustration und Überforderung, was die Kleinen ihrer Umgebung meist deutlich signalisieren‚ indem sie in Ruhe gelassen werden wollen. Gleichzeitig strafen sie dabei den anderen ab, um so Einfluss auf sein Verhalten zu nehmen und vielleicht doch noch ihre Wünsche durchzusetzen. Kurz: Schmollen ist ein Zeichen von Hilflosigkeit mit der verhohlenen Aufforderung: «Kümmere dich um mich und hilf mir wieder raus!»
Bei erwachsenen Schmollern ist das nicht viel anders. Sie legen ebenfalls dieses kindische, oder eben bestenfalls kindliche, Verhalten an den Tag – denn gelernt haben wir das in den ersten Jahren unseres Lebens. Kleiner Trost für alle, die oft ungewollt in den Schmoll-Modus verfallen: Psychologen haben vor einiger Zeit auch eine positive Seite des Beleidigtseins entdeckt: Wer schmollt, sagen sie, ist über eine Kleinigkeit so wütend und verletzt, dass er sich unbewusst nicht traut, dieses Gefühl anders auszudrücken. Schmoller möchten also andere vor ihrer Wut schützen – die ihnen selbst unangemessen erscheint, weil doch der Anlass irgendwie immer so nichtig ist. In diesem Sinne ist Schmollen also die emotionale Ausdrucksweise von Menschen, die nicht wissen, wie sie ihrer Emotionen sonst Herr werden sollen.
Früher galt Schmollen übrigens als Frauenspezialität. Heute, so sagen Experten, schmollen vor allem Männer – weil sie traditionell weniger Erfahrung mit dem Ausdrücken von Gefühlen haben. Und auch Tiere können Schmollen: In einem Experiment hörten Affen auf, mit ihrem Pfleger zu spielen, wenn sie statt süssen Trauben nur ein Stück Gurke bekamen. Und Hundebesitzer, die ein paar Tage ohne ihren Vierbeiner verreist waren, erkennen oft ihr Tier nicht wieder, weil es sie nach der Rückkehr zunächst schmollend ignoriert.