Hektische Aktivitäten
Das änderte sich zuerst schleichend, dann schnell. Kinder zu haben war spätestens mit der Erfindung der «Pille» nicht mehr nur gottgegebenes Schicksal, sondern eine bewusste Entscheidung, die Krönung des individuellen Liebesglücks. Fortan wurden Kindergeburtstage immer mehr zu Events. Zum grossen Tag an dem es der Familie, Freunden und dem halben Quartier zu beweisen galt, dass man wieder ein Jahr geschafft hat.
«Spätestens der dritte Geburtstag löst bei Eltern hektische Aktivitäten zur Inszenierung einer Kinderparty aus», stellte der Kulturwissenschafter Hermann Bausinger schon 1994 fest. In seinem Büchlein «Zur Geschichte des Geburtstages» schreibt er: «Es gilt mit den Feierlichkeiten die soziale Stellung zu verteidigen oder auszubauen.» Kindergeburtstage sind also vor allem Distinktionsmerkmal für die Eltern? Um die Kinderchen geht es gar nicht, sondern darum die anderen Eltern zu beeindrucken? Basteln die Eltern also nicht aus purer Liebe bis um Mitternacht Dekorationen und üben, wie man einen Ballon-Dackel knüpft? Vielleicht. Man zeige mir die Eltern eines Geburtstagskindes, die es heute noch wagen, nur einen Kuchen auf den Tisch zu stellen und die Kinder sonst in Frieden zu lassen. Der Vergleich unter den Eltern ist gnadenlos und die Forderungen der Kinder auch.
Es gibt aber auch eine etwas mildere Interpretation. Für Soziologen sind heutige Kindergeburtstage nichts anderes als neuzeitliche Clanrituale. Die Familie schart sich um ihr Jüngstes und beteuert: Wir mögen dich, wir schützen dich, wir sind froh, dass du wieder ein Jahr überstanden hast.
In diesem Sinne, lasst uns die Kinderchen feiern. Es muss nicht unbedingt mit einer Hüpfburg im Garten sein und auch die mehrstöckigen Feuerwehrauto-Torten sind meistens völlig überschätzt. Auf der nächsten Seite haben wir darum einige Kniffs und Erkenntnisse aus zig Kinderpartys der letzten Jahre zusammengestellt. Auf dass nicht alle Eltern die Fehler am eigenen Leib erfahren müssen.