Luca: Meine Frau war 35, ihr sagte man auch, sie gehöre zur Risikogruppe. Ich protestierte. Ich war 27 und in diesem Alter hat man bestimmt gutes Genmaterial! Wir machten keine weiteren Tests. Auch wir hätten ein Downsyndrom-Kind zur Welt gebracht.
Florian: Martha war über 40, als sie unseren Sohn erwartete. Sie hatte einen wunderbar entspannten Frauenarzt. Er sah uns an und meinte, das käme schon gut. Deshalb verzichteten wir auf Pränataldiagnostik. Wir hätten das Kind so oder so behalten.
Adi: Die Zeit der guten Hoffnung nenne ich auch die Zeit der Befürchtungen. Ich habe während der Schwangerschaft die Rolle des «starken Mannes» eingenommen, habe Leila gut zugeredet, wenn sie Ängste überkamen. Meine eigenen Sorgen zeigte ich nicht.
Wolltet ihr erfahren, ob euer Kind ein Mädchen oder ein Bube ist?
Luca: Als Fachmann Gesundheit war ich schon öfter bei Ultraschalls mit dabei und erkannte das Geschlecht sofort. Als uns die Ärztin fragte, ob wir es wissen wollen, war es bereits zu spät: «Ich sehe, was es wird.»
Adi: Ich hätte es absurd gefunden, beim Ultraschall die Augen abzuwenden, obwohl auf dem Bild das Geschlecht erkenntlich war. Wir wussten also, dass es ein Mädchen wird.
Florian: Nein, wir wollten es nicht wissen.
Meist realisieren die Papas erst mit dem Ultraschall und den von aussen spürbaren Bewegungen im Bauch, dass da ein Menschlein kommt, mit dem sie zutiefst verbunden sind. In welchen Momenten ist euch dies bewusst geworden?
Florian: Wir besuchten einen Haptonomie-Kurs. Haptonomie ist eine Technik, bei der es um das «Fühlen mit den Händen» geht. Als Vater «lade» ich das Kind im Bauch dazu ein, Bewegungen auszuführen. Es ist eine ganz feine Kontaktaufnahme, indem der Mann die Hände von hinten auf den Bauch der Frau legt. Das macht man ungefähr ab der 25. Schwangerschaftswoche. Ich hatte das Gefühl, unser Kind liesse sich darauf ein. Die Idee dahinter ist, dass das Ungeborene erfährt, dass ausserhalb der Mutter noch eine Welt existiert. Es entsteht sozusagen eine Beziehung über den Bauchrand der Mutter hinaus…
...das klingt etwas abgefahren...
Florian: Für mich klappte das bestens. Zusammen auf dem Bett liegend, machten wir jeden Tag 10 Minuten lang unsere haptonomischen Übungen. Martha mochte meine Berührungen. Ich hatte das Gefühl, dank der Haptonomie schon ganz früh einen Zugang zum Kind gefunden zu haben.