Eher im Sinne von: «Meine Kinder haben mich noch nie Scheitern sehen!» Warum nicht? Ich scheitere regelmässig. An den eigenen Ansprüchen zum Beispiel oder daran, den Kontakt mit Menschen aufrechtzuerhalten, die mir wichtig sind. Aber als Elternteil will man seinen Kindern nur Erfolgsgeschichten vermitteln. Oder eben dieses zweckoptimistische Scheitern, das immer im Nachhinein produktiv und persönlichkeitsbildend gewesen sein muss. Ein Scheitern, das uns rückblickend erst zu dem gemacht hat, was wir sind (Guck, Guck: Total erfolgreich jetzt!). Ein Scheitern, das einfach nicht ohne «aber» auskommt. Nachdem der amerikanische Soziologe Richard Sennett Ende der 90iger Scheitern zurecht als «das grosse Tabu der Moderne» bezeichnete, folgte eine wahre Flut von Büchern über das Thema… die es um seine Unerträglichkeit entkernten und als Feld für Selbstoptimierung entdeckten. Wenn schon Scheitern, dann wenigstens nicht im Umgang mit dem eigenen Scheitern. «Erfolgreich Scheitern», «Das Donald Duck-Prinzip», «Die heilende Kraft des Scheiterns», «Scheitern als Chance» und wie die Versuche nicht alle heissen, Scheitern einzuhegen und zur Motivationshilfe zu zähmen.
Ausgehend von der Tatsache, dass meine Kinder in mancherlei Hinsicht scheitern werden und dabei ein Scheitern gemeint ist, dass sich nicht meistern lässt, sollte ich vielleicht mein Scheitern offener Kommunizieren. Oder muss der Nachwuchs wirklich in dieser Unfehlbarkeitsblase aufwachsen? In dieser «Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade draus» Matrix? Inwiefern sollte ihn das auf das Leben vorbereiten? Fragen über Fragen.
Wenn ich es recht bedenke, ist dieser Gedanke doch ziemlich familiendienlich.