Eine selbstständige Zukunft mit Kind
Djamila hat ihr Ämtli heute Morgen bereits gewuppt, sie musste den überdachten Aussenplatz schrubben. Auch ihr Zimmer ist mittlerweile aufgeräumt und für den Besuch offen. Djamila führt ins Untergeschoss des Hauses, hinein in ihren in Weiss gehaltenen Schlafraum. An den Wänden hängen Sinnsprüche, Spiegel und Fotos, auf einem Bücherstapel liegt zuoberst «Das Kind in dir muss Heimat finden» von Stefanie Stahl. Djamila tippt mit dem Finger drauf: «Lesen und Schreiben haben mir schon oft das Leben gerettet», erzählt sie. Seit sie mit 14 als Familiennachzüglerin in die Schweiz kam, spricht sie neben Englisch, Suaheli, Luo, Französisch und Italienisch auch fast fehlerfrei Deutsch.
Feiner Zwiebelduft zieht durchs Haus. Eine der Frauen rührt in der offenen Küche in der Pfanne, die anderen stehen um die Kochinsel herum, schwatzen, witzeln, lachen. Da ist er, der familiäre Spirit, von dem Tanja Meyer gesprochen hat. Die eine oder andere Zankerei mag es zwar geben unter den Frauen – aber der gegenseitige Respekt und die Anteilnahme am Schicksal der anderen überwiegen. Herkunft und Religionen sind so verschieden wie die von den Frauen gekochten Menüs, die auf den Tisch kommen – Toleranz prangt als Wert weit oben auf der Liste der Hausregeln.
Djamila lehnt am Herd, Lila sitzt müde auf ihrer Hüfte. Die Depression, sagt Djamila, habe sie hinter sich gelassen – ohne Medikamente, denn eigentlich sei sie ein optimistischer Mensch. Dass sie sich aus dem Sumpf gezogen hat, hat viel mit ihrem eisernen Willen zur Reflexion zu tun. Aber auch mit dem Casa Cantero als rettendem Zufluchtsort.
In den vergangenen Monaten hat sich für Djamila eine Zukunft herauskristallisiert, bald will sie eine neue Wohnung suchen. Und weil sie mit der Geburt ihrer Tochter erkannt hat, wie gut sie mit Kids kann, möchte sie weg vom Autoverkauf und hin zu einem Beruf mit Kindern. Aus dem Casa Cantero nimmt sie eine geballte Ladung Zuversicht mit.
* Um Djamlia und ihr Kind zu schützen, haben wir ihren Namen geändert.