Ausflüge für die ganze Familie, Spartipps und der Alltag als getrennt erziehender Vater: Darüber berichtet Luu auf seinem Kanal Quatschuniversum. Er erzählt, wie seine Kinder die Videos finden und was sie davon halten, dass ihr Vater ihr Gesicht abdeckt.
«Ich bin neu in diesem Game. Meinen Kanal gibt es seit einem Jahr. Auslöser war meine Trennung. Meine Kinder sind zu 45 Prozent bei mir. Ich habe viel zu tun, wenn sie bei mir sind, und viel freie Zeit, wenn sie nicht da sind. Um Letztere zu füllen, suchte ich ein Hobby. Ich unternahm schon immer gerne Ausflüge. In meinem Freundeskreis bin ich bekannt dafür, Tipps weiterzugeben. Zudem habe ich ein Händchen für Rabatte. Bis vor Kurzem gab ich meine Ausflugs- und Spartipps in WhatsApp-Gruppen weiter. Mit dem Überschuss an Zeit dachte ich, ich könnte sie mal einem grösseren Publikum präsentieren. So begann ich, Spar- und Ausflugstipps auf TikTok zu teilen. Irgendwann liess ich auch meinen Alltag als getrennt erziehender Vater in meinen Content einfliessen. Dies vor allem, weil ich merkte, dass es viel Content über Väter und nur wenig von Vätern gibt.
Erst war es ein seltsames Gefühl, mich und meine Töchter in die Öffentlichkeit zu stellen. Dabei sind wir gar nicht so öffentlich. Mir geht es nicht um mich, sondern mehr um die Sache – die Ausflüge, die Spartipps, den Alltag als Vater. Ich halte mein Gesicht nicht dauernd in die Kamera. Meine Kinder kommen zwar oft vor, man erkennt sie aber nicht. Ich verdecke ihre Gesichter mit einem Dachs und einem Hasen. Auch unsere Namen nenne ich nicht. Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens: Mobbing. Meine ältere Tochter ist neun Jahre alt und in der Schule. Ihre Klassenkamerad:innen nutzen zwar TikTok noch nicht, aber das wird sich ändern. Kinder können grausam sein, und ich möchte meine Tochter diesem Risiko nicht aussetzen. Natürlich können auch Sprüche kommen, wenn sie als Dachs in den Videos vorkommt. Aber immerhin ist sie nicht so exponiert. Der zweite Punkt ist der Shitstorm. Kinder in den sozialen Medien zu zeigen, ist ein absolutes Reizthema – vor allem im deutschsprachigen Raum. Bei englischsprachigem Content sehe ich kaum ein Kind unkenntlich gemacht. Ich hatte keine Lust auf diese Diskussionen oder negative Kommentare. Ich will positiven Content machen und eine positive Stimmung auf meinem Kanal. Und schliesslich ist da noch das Thema mit der Pädophilie und dem Missbrauch der Bilder. Mir ist bewusst, dass Kinderbilder Menschen mit schlechten Absichten anziehen können.
Unsere Ausflüge und unser Alltag sollen ungestört verlaufen. Ich filme nebenbei und stelle keine Szenen. Ich will nicht, dass meine Kinder posieren oder schauspielern. Meine ältere Tochter weiss, dass es TikTok gibt. Sie schaut gewisse Filme, die ich mache, und findet die Videos ‹mega cool›. Was sie nicht versteht, ist, weshalb ich sie abdecke. Sie fragt auch, wann der Dachs wegkommt. Natürlich ist sie zu jung, um das zu entscheiden.
Meine Kinder und ihr Wille sind für mich zentral. Wollen sie nicht mehr in den Videos vorkommen oder bekommen sie deswegen Probleme, höre ich sofort auf. Ich würde auch den bisherigen Content löschen. Ich weiss, das Internet vergisst nie, man kann aber immerhin die Hauptquelle entfernen. Das ganze Quatschuniversum ist für mich ein Hobby. Ich habe null Druck, dort abzuliefern, und ich verdiene damit bisher keinen Franken. Ich entscheide, wie viel und welchen Content ich mache. Diese Freiheit schätze ich.»