Da glauben die doch später, sie hätten einen Orden verdient, wenn sie sich mal selbst die Schuhe binden. Und sind entsprechend frustriert, wenn dem nicht so ist. Werden daraus nicht Teenager, die denken, man müsse für einen Monatslohn nur mal kurz den kleinen Finger heben?
Die Pädagogen sind sich wohl einig, dass ein gewisses Mass an Lob wichtig ist für die Entwicklung eines Kindes. Wie soll es sonst auch ein Selbstwertgefühl entwickeln? Wir müssen den Kindern sagen, was sie gut machen. Meiner Ansicht nach ist dabei aber Authentizität enorm wichtig. Ein Lob ist nur konstruktiv, wenn es auch ehrlich gemeint ist. Deswegen sage ich auch nur, dass mein Stiefsohn etwas gut gemacht hat, wenn ich finde, er habe etwas gut gemacht. Und das kommt leider nicht so oft vor. Weil ich schlicht nicht so leicht zu beeindrucken bin.
Sollte ich deswegen öfter Lob heucheln? Nein, finde ich. Erstens ist ein unaufrichtiges Lob nichts wert. Und zweitens haben Kinder sowieso einen guten Sensor dafür, was die Erwachsenen wirklich so meinen, wie sie es sagen.
In einem Eltern-Ratgeber habe ich mal gelesen, dass man bei Lob/Kritik differenzieren und die Kinder auch anspornen soll. Etwa so: «Aha, das ist ein Wal?! Du hast aber auch schon schönere Wale gezeichnet.» Das entspricht mir ziemlich gut. Vielleicht muss ich auch mal meine Erwartungen herunterschrauben und zwischendurch sagen: «Bravo. Das war jetzt ganz passabel.»