«Sie sinkt auf den Asphalt neben ihr Kind. Ein weisses Tuch bedeckt seine Gestalt. Sein männliches Knabengesicht – als würde er schlafen. Das Blau seiner Iris schimmert leicht unter den Augenlidern hervor. Mit unendlicher Zärtlichkeit umfasst sie Omars Kopf, streichelt über seine Haare, die blassen Wangen, auf denen die Sommersprossen wie gefallene Sterne scheinen – und über die gelbe Verfärbung, die den Tod kennzeichnet. Sein Mund, der rot und lachend, jetzt … Sie gibt ihm tausend Küsschen auf sein Gesicht, wie sie es am Morgen getan hatte, nimmt seine kalten Hände in ihre kalten, will ihn wärmen, will…»
Omar Stalder war der James Dean aus Egg. Von den Mädchen wurde der 16-jährige Teenager verehrt, von den Jungs bewundert. Omar war ein auffällig hübscher Junge, dazu sensibel und charmant. Am Dienstagabend des 15. Juni 2004 machte er sich auf den Heimweg und stieg, zufällig, kurz vor 22 Uhr in den Alfa Romeo eines Bekannten. Dieser sollte ihn die kurze Strecke mit nach Hause nehmen. Es sassen drei junge Männer im Wagen. Kurz bevor Omar in das Auto steigt, schreibt er seiner Mutter, die zu Hause auf ihn wartet, eine SMS mit den Worten: «Mami, wie geht es dir? Geht es dir gut, Mami?»
Der Fahrer liefert sich mit einem anderen Automobilisten ein Raser-Rennen. Auf der Forch-Autobahn kommt der Wagen mit sehr hoher Geschwindigkeit von der Fahrbahn und prallt frontal in einen Fahrleitungsmast der Forchbahn. Omars letzte Worte, so berichtet der einzige Überlebende, der auf dem Rücksitz des Unfallwagens sass, seien gewesen: «Fahr nicht so schnell, fahr nicht so … Scheisse!»
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«Auch das Einkaufen ist ein Höllentrip. Oft lasse ich alles liegen, wenn ich fünf Zahnbürsten nehmen will, ein Lebensmittel sehe, das Omar gerne mochte, Kleider, die ihm gefallen hätten – die Liste ist endlos. Anita wird immer dünner, trotz der Therapie, die sie jetzt macht. Amun turnt von einer Medaille zur anderen. Nour hat seine Lehre abgebrochen. In der Not rufe ich im Malergeschäft an, wo Omar seine Lehre hätte machen können. Mein Ältester sagt mir nicht, wie schwer es ihm fällt, den Platz des Bruders zu besetzen.»
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«Sie weiss nicht, wo sie war, noch dass sie hätte wissen können, ob sie gestorben ist und nun das Leben in sich trägt. Ein Leben, das vergänglich ist, doch niemals enden wird. Von alledem kann sie nichts wissen, nur eines weiss ich ganz gewiss: Es ist die Kraft der Liebe, der Glaube an das Gute, der uns das Wunder schenkt.»
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Annemarie Stalder «Herzrasen»
Die Autorin ist seit dem Unfall ihres Sohnes Omar im Komitee der Initiative «Schutz vor Rasern» (www.roadcross.ch). Sie ist Mutter einer 29-jährigen Tochter und zweier Söhne im Alter von 24 und 18 Jahren. www.xanthippe.ch
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