detail

«Gruselgeschichten für die Schwester»

Nadja Zimmermann (40) ist Moderatorin, Kochbuchautorin und Bloggerin auf «Familienhäppchen.ch». Ihr Bruder Michael ist zwei Jahre älter und wohnt im Kanton Aargau. Nadja Zimmermann ist verheiratet und hat zwei Töchter. Die Familie lebt in Zürich.

detail

«Gruselgeschichten für die Schwester»

Nadja Zimmermann (40) ist Moderatorin, Kochbuchautorin und Bloggerin auf «Familienhäppchen.ch». Ihr Bruder Michael ist zwei Jahre älter und wohnt im Kanton Aargau. Nadja Zimmermann ist verheiratet und hat zwei Töchter. Die Familie lebt in Zürich.

«Mein Bruder war schon immer nachsichtiger und vernünftiger als ich. Früher trat ich ihm beim Abendessen manchmal so lange unter dem Tisch ans Bein, bis er sich endlich wehrte. Dass unsere Eltern dann mit ihm schimpften und nicht mit seiner Schwester, höre ich manchmal heute noch von ihm. So war es oft: Er wollte seine Ruhe und ich störte ihn furchtbar gerne dabei. Kaum hatten wir etwa eine Videokamera, stand ich ständig in seinem Zimmer und filmte, wie er an seinem Computer sass. Dafür erfand er gerne Gruselgeschichten. Auf dem Weg zu unseren Grosseltern erzählte er mir einmal, dass dort unter einer Brücke einst ein Wassergeist gehaust und uns gejagt habe; noch Monate später fürchtete ich mich, wenn wir an der Stelle vorbeifuhren. So richtig Streit hatten wir aber selten und laut wurde er nie. Meine Töchter zoffen sich heute auf jeden Fall viel öfter, sie sind mir in ihrem Temperament ziemlich ähnlich.

Es gibt wenige Menschen, auf die ich mich so sehr verlassen kann wie auf ihn. Als ich Anfang zwanzig einmal ins Blaue hinein meine Stelle kündigte, war es mein Bruder, der mir innert Kürze zur Überbrückung einen Temporärjob in seiner Firma verschaffte. Vergangenen März machten wir zum ersten Mal seit Langem Ferien zu zweit und gingen für eine Woche nach New York.

Eigentlich haben wir sehr unterschiedliche Interessen, mein Bruder sieht sich in Museen zum Beispiel gerne Flugzeuge an, ich interessiere mich mehr für moderne Kunst. Aber wir mögen es beide, lange auszuschlafen und gehen gerne essen. Manchmal spazierten wir auch einfach im Central Park und hörten den Saxophonspielern zu. Und wir waren stundenlang auf Shoppingtour. Es ist wunderbar, einen so geduldigen Bruder zu haben.»


Zurück zum Übersichtsartikel Geschwister, ein Leben lang verbunden

Ümit Yoker, Illustrationen Martina Paukova

Ümit Yoker, Illustrationen Martina Paukova

Ümit Yoker hat Psychologie und Linguistik studiert und arbeitet freiberuflich für diverse Schweizer Zeitungen und Zeitschriften. Sie schreibt über Gesellschaft und Familie, Psychologie und Sprache – und alles, was ihr sonst noch an interessanten Themen in die Hände fällt.




Alle Artikel von Ümit Yoker, Illustrationen Martina Paukova

Leseempfehlung


tile

«So schön wacklig: Süsse Pudding und Flans»

Ob Flan, Pudding oder Pannacotta – diese Desserts tänzeln auf den Tellern und sind nicht nur deshalb unwiderstehlich!


Zum Artikel
tile

«Flüchtlinge: Wie wir helfen wollten»

Da nimmt man Flüchtlingskinder bei sich auf, die nichts mehr haben. Und wird von einer Welle der Dankbarkeit überschwemmt. Denkt man. Autorin Mirjam Mettler über das Familienleben mit zwei eigenen Kleinkindern und drei minderjährigen Asylsuchenden.



Zum Artikel