Geburt beeinflusst auch das Väter-Wohl
Die Befragungen haben gezeigt, dass das Geburtserlebnis der Männer und Frauen korreliert, das heisst, es hängt zusammen und ist sich ähnlich, aber auch nicht vollkommen gleich. Dabei lässt sich laut Hoffmann statistisch nicht trennen, ob der Mann das Erleben der Frau übernimmt oder umgekehrt oder die Geburt beide je für sich beeinflusst.
In Hoffmanns Studie gaben die Frauen mit einem natürlichen und damit für sie positiven Erlebnis der Geburt häufiger an, auch ein glückliches Wochenbett und intensive Mutter-Kind-Bindungen zu erleben. «Frauen mit natürlichen Geburten waren mit der Geburt zufriedener als Frauen mit interventionsreichem Gebären », sagt Hoffmann.
Unglücklich im Wochenbett
Ein schlechteres nachgeburtliches Wohlbefinden hatten Frauen, die während der Geburt grosse Ängste und übermässigen negativen Stress durchlitten. Es sind jene Gebärenden, die sich vor einer natürlichen Entbindung fürchten und den ärztlichen Technikern das Handeln überlassen. Mit welchen Konsequenzen?
«Die negative Geburtserfahrung wirkt sich auf das kurz- und längerfristige psychische Wohlbefinden aus. Die Unterschiede finden sich zum Beispiel bei der Bindung, und wir sahen die negativen Auswirkungen auf das Baby selbst sechs Monate nach der Geburt. Sie betrifft alle in der Familie und sie endet aus psychologischer Sicht nicht, wenn die Plazenta geboren ist.»
Es scheint, dass Schwangere mit medizinischem Mindset nur die Risiken der Entbindung sehen und Ängste und negativen Stress entwickeln. Diesen tragen sie dann später weiter in die Paarbeziehung und das Wochenbett.
Geburt mit Hebamme
Die Psychologin rät Gebärenden, eine Eins-zu-eins-Betreuung bei der Hebamme zu suchen. Es hat sich nämlich empirisch gezeigt, dass dies die Wahrscheinlichkeit für interventionsärmere Geburten erhöht.
Wenn die Frau die Hebamme schon vor der Geburt kennenlernt und durch sie betreut wird, entsteht ein Vertrauensverhältnis. Es könne für Frauen hilfreich sein, den intimen Prozess der Geburt mit einer vertrauten Person zu bewältigen, sagt Lisa Hoffmann.
Vom Spitalpersonal fordert sie: «Geht mit den Frauen bei der Geburt vorsichtiger um. Macht nur, was notwendig ist und nicht mehr, nur weil es gemacht werden kann. Es ist nicht egal, wie Frauen gebären.»