Anina ist 20 Jahre alt, ihre Mutter ist Deutsche, der Vater Schweizer. Anina hat den Berufswunsch Primarlehrerin. Sie erzählt von Kindheit und Jugend in der Schweiz:
«Bis ich vier Jahre alt war, habe ich nur Hochdeutsch gesprochen, erst seit dem Kindergarten auch Schweizerdeutsch. Als was ich mich fühle? Hm. Mal so, mal so. Vielleicht ein bisschen eher als Deutsche, denn in der Schweiz habe ich keine Verwandtschaft, in Deutschland dagegen eine grosse Familie, die ich unheimlich liebe und mit der es immer total lustig ist. Meine Omi war der witzigste Mensch der Welt und konnte so erzählen, dass man Tränen lachen musste.
Leider ist sie vergangenes Jahr gestorben. Überhaupt der Humor … Ich weiss nicht warum, aber ich finde Deutsche irgendwie lustiger. Ihr Humor ist nicht ganz so – wie soll ich sagen – vorsichtig. Vielleicht sind sie auch unkomplizierter und direkter. Zumindest sind es die Menschen im Ruhrgebiet, wo meine Familie herkommt. Andererseits finde ich es gut, dass man in der Schweiz nicht jedem, zack, fadengerade die eigene Meinung vor den Kopf knallt wie im Ruhrgebiet.
Das kann ja verletzend sein. Ich bin da empfindlich; vielleicht ist das schweizerisch. Ich mag Höflichkeit. In der Schule habe ich mal eine grosse Arbeit über die Kindheit meiner Oma im Nationalsozialismus geschrieben. Das hat mich sehr bewegt. Ich finde, alle Nationen sollten sich mit ihrer Geschichte auseinandersetzen. Meist denk ich nicht gross über meine Nationalität nach, aber manchmal– vor allem beim Fussball – da höre ich schon «die Schiissdütsche». Das trifft und ärgert mich und selbstverständlich halte ich dann extra zu den Deutschen.»
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