Kinder fiebern schneller, häufiger und höher als Erwachsene. Denn ihr Immunsystem ist noch unerfahren im Umgang mit Erregern. «Gerade weil das Immunsystem im Kleinkindalter alles neu lernen muss, sind die Kinder in dieser Altersstufe oft krank», erklärt der Kinderarzt Benedikt Huber vom Kantonsspital HFR Freiburg. Fieber stimuliert die Abwehrkräfte, die zur Infektionsüberwindung und in Zukunft zur Verhinderung von Infektionen beitragen, damit es ab dem Schulalter nicht bei jeder Begegnung mit einem Krankheitserreger im Bett liegen muss. «Sofern das Kind gesund ist und nicht unter den Symptomen des Fiebers leidet, gibt es keinen medizinischen Grund, das Fieber zu senken.»
Mit Säuglingen frühzeitig zum Arzt
Die Schutzreaktion des Immunsystems ist ein seit Jahrmillionen erprobter Mechanismus, um viralen oder bakteriellen Erregern im Körper Paroli zu bieten: Die erhöhte Temperatur bekommt dem Erreger nicht, die körpereigenen Abwehrvorgänge laufen bei Fieber deutlich besser ab und das Fieber hilft quasi als körpereigenes Antibiotikum die Krankheitserreger abzutöten.
«Die Gabe von fiebersenkenden Mitteln führt durch den künstlichen Abbruch der natürlich regulierten Fieberreaktion zudem oft zu einer Zunahme der Fieberzyklen, die das Kind physisch mehr auslaugen, als eine längere, selbstregulierte Fieberphase», sagt Benedikt Huber.
Wann tatsächlich eine fiebersenkende Massnahme angezeigt ist, komme auf die individuelle Situation an und sollte in Absprache mit dem Arzt erfolgen. Säuglinge in den ersten 6 Monaten sollten mit Fieber immer am ersten Tag dem Arzt vorgestellt werden, ältere Säuglinge und Kleinkinder evtl. erst am zweiten Tag, ältere Kinder auch erst nach 3–5 Tagen. «Eine vorherige, sofortige Vorstellung beim Arzt ist immer dann richtig, wenn die Eltern aufgrund des Krankheitszustandes beunruhigt sind, weil das Kind abwesend scheint, Atemstörungen hat, erbricht und nicht trinkt, sowie Kopfschmerzen und Nackensteife zeigt», sagt der Kinderarzt.
Bei Fieber zu Hause bleiben
Ausgelöst wird das Fieber durch pyrogene (Fieber auslösende) Substanzen, wie sie von Erregern in den Körper transportiert werden. Im Gehirn registriert der Hypothalamus den Pyrogenanstieg im Blut und reguliert die Temperatur des Körpers entsprechend nach oben. Um die Körpertemperatur hochzufahren, versorgt der Körper Haut und Extremitäten mit weniger Blut, indem er die Hautgefässe verengt, Hände und Beine werden dadurch kühl und man fröstelt. Gleichzeitig erhöht sich der Puls und über Schüttelfrost werden die Muskeln aktiviert.
Ist die angestrebte Körpertemperatur erreicht, verbleibt sie zunächst auf diesem Niveau. In dieser Phase tut dem Körper Ruhe gut. Kinder mit Fieber haben daher nichts im Kindergarten oder der Schule zu suchen, auch, weil sie andere anstecken könnten. Sinkt die Temperatur wieder, beginnt man zu schwitzen, weil der Körper die Wärme erneut nach aussen abgibt, Hände und Füsse werden wieder warm. Nun ist viel Trinken nötig, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.